Liebe Tierfreunde,
das ereignisreiche Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu. Mit dem heutigen Beitrag möchten wir den Krimi der Rettungsmission Revue passieren lassen und uns bei allen Unterstützern, Helfern und Spendern im Namen von Mini und Maxi bedanken.
Die Idee
Alles hat Mitte des Jahres 2021 mit einem Besuch bei dem befreundeten Bauernhof angefangen. Aus gesundheitlichen Gründen musste der Landwirt die bisherige Tierzucht aufgeben. Die bestehende Herde musste daher leider dem Schlachthof zugeführt werden. Unsere beiden Schützlinge waren übrig geblieben. Mini war zu diesem Zeitpunkt mit 5 Monaten noch zu jung, Maxi als Mama wurde noch von Mini gebraucht. Aus diesem Umstand ist die fixe Idee entstanden, die beiden einfach zu retten. Aus der Idee heraus wurde das erste Spendenprojekt ins Leben gerufen. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet, über Instagram wurde das Projekt in die sozialen Kanäle gepusht.
Aufgabe und Verantwortung
Bis jetzt hatten wir alle keine Ahnung, wie umfangreich, nervenaufreibend und bürokratisch so eine Rettungsaktion sein kann. Bisher hatten wir als Familie nur bedingt Berührungspunkte zu dem Thema Tierzucht, landwirtschaftliche Bestimmungen und Tierlogistik. Wir hatten uns eine große Verantwortung aufgeladen und wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung. Ziel war es, die beiden Tiere bis Ende Oktober von dem Landwirt abzukaufen und auf einem Gnadenhof dauerhaft und tiergerecht unterzubringen. Und die Deadline von Ende Oktober war hier keine Spaßgrenze, Mini und Maxi würden nach Ablauf der Frist ebenfalls den Weg der restlichen Herde gehen müssen. Im Schlachthof.
Neues Zuhause, nur wie?
Neben der Spendenaktion recherchierten wir umfangreich zu allen Gnadenhöfen, Biobauernhöfen und Tierauffangstationen. Wir schrieben alle in Frage kommenden Stellen an und hofften auf positive Resonanzen. Zu diesem Zeitpunkt, Juni, Juli, gab es in einigen Regionen in Deutschland große Probleme mit Überschwemmungen und Hochwasser. Zusätzlich waren bei den meisten Höfen die Kapazitäten bereits erschöpft. Keine guten Voraussetzungen für so eine verrückte Rettungsaktion.
Erste Lichtblicke
Nach einigen Wochen des Bangens bekamen wir dann die erste Zusage, unsere beiden paarhufigen Schützlinge aufzunehmen. Diese kam von dem Verein Lebenshilfe Kuh & Co e.V. aus Tengen. Der Verein engagiert sich gegen schlechte Haltung von Nutztieren, Massentierhaltung und Tiertransporte. In Veranstaltungen und Aktionen werden auf Missstände im Umgang mit „Nutztieren“ hingewiesen und klären über die Zusammenhänge zwischen Agrarindustrie, Massentierhaltung und Konsumverhalten auf. Zusätzlich vermittelt der Verein offene Patenschaften zu geretteten Rindern und stellt auch Kontakt zu weiteren Höfen, die Tiere in Not aufnehmen, her. Frau Sabine Massler aus dem Vorstand hat uns mit sehr vielen Informationen versorgt, mit denen wir den Umfang des Projektes erst richtig erfassen konnten.
Wenige Wochen später konnten wir Kontakt zum Bauernhof Heinemann im Sauerland in Meschede knüpfen. Auch hier haben wir sehr kompetente und engagierte Menschen kennengelernt, die uns bei dem Projekt wunderbar unterstütz haben. Der Bauernhof ist ein Familienbetrieb und bietet neben Unterkünften für Entspannung und Erholung auf dem Land auch tiergestützte Pädagogik an. Mensch und Tier stehen gleichermaßen im Mittelpunkt, daher wird besonders viel Wert auf eine artgerechte Tierhaltung und den Aspekt des Tierschutzes gelegt. Viele der hier lebenden Tiere sind aus schlechter Haltung oder dem Tierschutz übernommen worden.
Wir hatten nun Unterbringungsmöglichkeiten gefunden und uns letztendlich für den Bauernhof Heinemann entschieden.
Logistik – Kühe können nicht fliegen
Unser nächstes Problem war die Logistik. Die beiden Tiere standen in Sachsen in der Nähe der tschechisch, polnischen Grenze und mussten tiergerecht zu der neuen Heimstatt transportieret werden. Auch hier hatten wir keine Vorstellung, wie wir das anstellen sollten.
Nach weiteren Recherche-Marathons hatten wir Kontakt zu einem Dienstleister für Tiertransporte knüpfen können. Trotz unserer verrückten Geschichte erhielten wir von dem dortigen Team eine Zusage für einen Tiertransport. Alle erforderlichen Informationen erhielten wir auch hier aus erster Hand. Tiertransporte stehen in Deutschland unter strengen Auflagen. Neben den erforderlichen Papieren sind auch die entsprechenden Untersuchungen der Tiere und Bestimmungen des verantwortlichen Veterinärs zu berücksichtigen. Einfach Kühe von A nach B zu transportieren geht schon aus tierschutzrechtlicher Sicht auf keinen Fall. Wir waren sehr froh, für unser Transportproblem eine mögliche Lösung gefunden zu haben.
Unseren beiden Schützlingen ging es bei dem Landwirt nach wie vor gut, beide waren immer noch auf der Weide untergebracht.
Kauf und Termine – alles aufregend
Die Zeit tickte, Deadline rückte derweilen unbarmherzig näher. Zum Schluss lagen noch zwei größere Herausforderungen vor uns. Zum einen mussten wir den eigentlichen Kauf der Tiere organisieren. Hier hatten wir auch nicht wirklich eine Ahnung, wie so ein Kauf vonstatten geht. Einfach lebende Tiere gegen eine Quittung zu kaufen, war für uns zu einfach. Zum anderen mussten wir alle Beteiligten, den Bauernhof, den Logistiker und die bisherigen Besitzer terminlich abstimmen, so das wir eine Überführung der beiden Tiere zeitgerecht durchführen konnten. Und wir hatten am Ende nur noch zwei Wochen Zeit, um das gesamte Projekt umzusetzen.
Finale – der kuhlste Krimi der Welt
Mitte Oktober kämpften wir immer noch mit dem aktiven Umsetzung des Kaufs und der Terminabstimmung. Unsere Nerven lagen bereits blank, beinahe stündlich telefonierten wir, um uns über die neuesten Informationen auf dem Laufenden zu halten. Wir haben uns tatsächlich auf ein Scheitern des Projektes gefasst gemacht. Der Reihe nach.
- Montag (11.Oktober): Situation noch unklar. Abwicklung Kaufvertrag noch ungeklärt, auch die Rinderpässe und die Blutuntersuchung lagen noch nicht vor.
- Dienstag (12.Oktober): Der für den bisherigen Besitzer der Tiere verantwortliche Veterinär hatte sich mittlerweile eingeschaltet und mit dem Landwirt die Abwicklung des Kaufvertrages abzustimmen und die erforderlichen Papiere zu klären.
- Mittwoch (13.Oktober): Wir stimmten mit alle Beteiligten den finalen Termin für die Abholung und Zustellung der Tiere für den kommenden Samstag (16.Oktober) ab. Alle Beteiligten sagten vorab zu, der Plan stand.
- Donnerstag (14.Oktober): Bangen und Hoffen, das niemand abspringt.
- Freitag (15.Oktober): Sandra und ich fuhren nach Sachsen, um die Abholung der Tiere am nächsten Tag zu begleiten und den Kauf zu vollziehen.
- Samstag (16.Oktober): Wir waren 07.00 Uhr früh bei dem Landwirt vor Ort. Es war noch dunkel. Der Transporteur war auch schon da. Gegen 08.00 Uhr waren beide Tiere auf dem Weg ins Sauerland in einem modernen und professionellen Tiertransportanhänger. Wir waren glücklich, fertig und kaputt. Wir konnten den Transport leider nicht persönlich begleiten.
Die Ankunft
Beide Tiere kamen am Samstag gegen 16.00 Uhr auf dem Bauernhof an und wurden dem dortigen Team übergeben.
Resümee
Unseren beiden Schützlingen geht es seither sehr gut. Sie haben sich gut in die Herde eingefunden und dürfen ihre Zeit in einem neuen und schönes Zuhause verbringen. Wenn wir die beiden sehen, wissen wir, das sich alle Strapazen gelohnt haben. Unser Dank, insbesondere an das Team auf dem Bauernhof Heinemann, geht an alle Beteiligten, die uns bei dem Projekt so wundervoll unterstützt haben und weiterhin helfen. Wir hätten nicht gedacht, das sich so viele wunderbare Menschen an der Spendenaktion beteiligen würden. Tierschutz geht uns alle an und wir haben gemerkt, das wir nicht allein sind mit unserer Mission.
Wir wünschen Euch eine schöne Winterzeit, einen guten Rutsch und einen schönen Start ins neue Jahr. Bis bald.
Viele Grüße von Familie Fiedler
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